Körner auf dem Weg

02.07.2025

Bild zum Geistlichen Word

Martin Manigatterer

Pfarrbriefservice.de

Als kleiner Junge hat mich mein Großvater öfter aufs Feld mitgenommen. Dort streifte er durch das Getreidefeld, riss ein paar Ähren ab und pulte aus der Ähre die Weizenkörner heraus. Er prüfte, ob das Korn schon reif für die Ernte war, indem er die Größe der Saat, die Härte der Hülle und schließlich durch Kauen der Körner die Trockenheit der Stärke feststellte.

Später als Bäcker lernte ich, dass für die Qualität des Getreides vor allem die Anzahl der Sonnentage von Bedeutung ist. Je mehr Sonne auf das Getreide geschienen hatte, umso größer der Klebergehalt des Weizenmehls und umso besser seine Ausbeute.

Meditativ können wir einzelne Weizenkörner erspüren, ertasten und beschnuppern und so unsere Gedanken auf dieses kleine unscheinbare Korn wenden.

Solche Körner, so haben wir gelernt, sind wertvolle Lebensmittel. Aus ihnen wird später frisches Brot entstehen. Dieses Brot ist Grundlage unserer Nahrung und Sinnbild für alles, was wir zum Leben brauchen. Wir gehen sehr sorgsam damit um und verschwenden sie nicht. Unsere Landwirte streuen sie gezielt und ökonomisch auf die flurbereinigten Felder, damit sie dort den meisten Ertrag erzielen.

Im Evangelium vom Sämann wird er uns vorgestellt als einer, der ganz anders handelt.
Er geht sehr verschwenderisch mit den wertvollen Samen um.
Er streut sie überall aus.
Wider besseres Wissen lässt er die Samen auch dorthin fallen, wo die Samen mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wachsen oder bestenfalls nur sehr wenig Ertrag bringen.
Ein Spezialist scheint dieser Sämann nicht zu sein.

Wir wissen, dass Jesus mit dem Bild des Sämanns uns zur Nachahmung einlädt.
Seine Botschaft soll überall hingestreut werden, nicht berechnend, sondern großzügig.
Die Hoffnung, dass sie aufgeht, dürfen wir getrost einem Anderen überlassen - Gott und dem Menschen, der diese Botschaft hört.

Manfred Rütsche