Gott! Du weißt von mir. Du kennst mich.

28.06.2025

Ob ich ruhe, ob ich wach bin:
Du weißt von mir.
Alle meine Gedanken verstehst du,
auch wenn du fern von mir zu sein scheinst.

Du misst mir die Zeit zu, da ich unterwegs bin,
und Stunden der Muße schenkst du mir.
Um mein ganzes Leben kümmerst du dich.

Kein Wort kann ich sagen,
das du, Gott, nicht kennst.
Wohin ich mich wende: Auf dich treffe ich.
Überall hältst du mich fest.
Das ist ein Wunder, das ich nicht begreifen kann,
so groß, dass ich nichts dagegen unternehmen kann.

Wohin soll ich denn gehen, ohne dass du mich einholst?
Wo soll ich mich verstecken, ohne dass du mich siehst?
Wenn ich zum Himmel aufstiege: Da bist du.
Suchte ich Ruhe bei den Toten: Dort bist du.
Enteilte ich mit dem Morgenrot, über Meere hinweg,
um mich dort niederzulassen: Da würdest du mich leiten,
würdest du mich mit deiner Hand festhalten.

Wünschte ich: Dunkelheit soll mich verbergen,
alles Licht um mich her soll sich zur Nacht wandeln:
Auch in Dunkelheit wäre dir nichts verborgen.
Wie der Tag würde die Nacht aufstrahlen,
hell wäre alle Finsternis.

Meine Gedanken und Gefühle hast du geschaffen,
im Mutterleib hast du mich herangebildet.
Ich preise dich dafür, dass ich so sehr bevorzugt bin.
Alles, was du mit mir geschaffen hast,
ist ein Wunderwerk. Dessen bin ich gewiss.

Du weißt, was meinen Leib zusammenhält,
obwohl ich im Verborgenen Gestalt gewann,
obwohl ich – wie in unterirdischen Tiefen –,
von aller Augen entfernt, mit Adern durchzogen wurde.
Schon als ich noch ein Embryo war, hast du nach mir gesehen.
Bei dir war vermerkt alles, was mich ausmacht.

Alle meine Tage waren vorgebildet,
noch ehe ein einziger von ihnen begonnen hatte.
Wie groß sind deine Gedanken, die mir gelten, Gott.
Wie überwältigend müssen sie erst alle zusammen sein!
Wollte ich sie zählen,
müsste ich Sandkörner am Meer zählen,
und hätte ich sie alle gezählt,
wäre ich immer noch bei dir, Gott.

Klaus Bannach