Advent - Zu Besuch bei einfachen Menschen

21.12.2025

Bild zum Geistlichen Word

Tobias Demel

ebendort

Mir hat die Geschichte des Mannes mit dem Esel gefallen. Da er mich zu sich eingeladen hatte, um Gast zu sein bei seiner Familie, überlegte ich kurz und willigte ein, ihn am Abend in seinem Haus zu besuchen. 
Am Abend noch vor der Dämmerung erreiche ich das Haus, das mehr einem Verschlag glich als einem Haus, wie ich es mir vorgestellt hatte. Seine Frau öffnete mir die Tür und die beiden Kinder kamen mir mit neugierigen Augen entgegen. Ich spürte, dass ich schon angekündigt wurde, und die herzliche Begrüßung ließ meine Verlegenheit verschwinden. 
Trotz der einfachen und eher ärmlichen Verhältnisse war das Haus sehr gemütlich eingerichtet. Schnell spürte ich, dass hier etwas anderes wichtig war. Die Herzlichkeit und die Gastfreundschaft standen im Mittelpunkt. Das Interesse, das sie mir, dem Fremden, entgegen brachten, war bewundernswert. Ich erzählte von meiner Reise zu Fuß nach Bethlehem, von meinen Begegnungen. Sie erzählten mir von ihrem Leben, wie hart es ist, für das Notwendigste ihr Geld zu verdienen. Vieles, was sie zum Leben brauchen, erzeugen sie selber.  
Die Tiere, mit denen sie zusammenleben, der Esel, den ich schon kennengelernt habe, ein Hund, Schafe und Ziegen, aber auch Hühner und eine Katze, die sich schnurrend um meine Füße schleicht, sind ihr ganzes Hab und Gut.
Sie kommen zurecht, sagen sie mir, und vor allem sind sie glücklich, das spürte ich. 
Die beiden Kinder, ein Junge und ein Mädchen, erzählen mir von der Schule, zu der sie mehrere Kilometer zu Fuß gehen mussten. Begeistert erzählen sie mir, was sie in der Schule so alles lernen und auch dass sie sich freuen mit den anderen zusammen zu kommen. Selten habe ich eine so zufriedene und glückliche Familie erlebt.
Mich beschäftigt die Frage, wie viel wir meinen zu brauchen, um glücklich zu sein. Mit wie Wenig man eigentlich zurecht kommt. 
Ich darf die Nacht bei ihnen verbringen. Wir essen zusammen und verbringen einen wunderschönen Abend. Heute dürfen auch die Kinder länger mit am Tisch dabei sein. Essen und Lebensgeschichten teilen. Welche schöne Gastfreundschaft. Ich fühle mich beschenkt und glücklich. 


 

Manfred Rütsche

privat