Auf dem Weg ins Leben - Eine Brunnengeschichte
19.10.2025
ebendort
Hallo und einen schönen Tag!
Manchmal haben ich vor etwas Angst und weiß doch genau, dass ich genau diese Angst begegnen muss, um leben zu können.
Diese Angst zu überwinden bedeutet, mich weiterentwickeln und, dass es dazu Mut braucht.
Dem Leben auf den Grund gehen wird nur möglich sein wenn ich in die Tiefe gehe.
Davon erzählt die folgende Geschichte:
Da ging eines Tages ein Knabe zu seinen Brüdern. Er sagte zu ihnen: „Gebt acht! Ich will, dass wir zusammen einen merkwürdigen Ort aufsuchen.” „Wohin willst du uns denn führen?” fragten die Brüder. „Ich will euch dahin führen, wo ihr die Wahrheit über euch selbst erfahren sollt.” Die Brüder wollten nicht mitgehen, doch der Knabe gab nicht nach. Sie gingen lange, und noch am selben Tag kamen sie zu jenem Brunnen.
Der Jüngste sagte zum Ältesten: „Ich will dich anbinden und in den Brunnen hinunterlassen. Schau dir an, was es dort im Brunnen gibt.” Der Älteste fing an zu weinen: „Warum willst du mich in den Brunnen hinunterlassen?” Er hatte Angst, in den Brunnen zu gehen. Er bat um Gnade. Der Jüngste sagte zu ihm: „Bitte nicht um Gnade, wir müssen dorthin!” Er band ihm den Strick um und ließ ihn hinunter. Aber kaum war der Bruder ein paar Meter tief, fing er an zu schreien und zu weinen - noch ein bisschen und die Angst zerreißt ihn. „Ich sterbe, ich sterbe!” Er war noch nicht einmal ein Viertel des Brunnens hinunter. Der Knabe zog ihn heraus, denn er sah, was für ein Mensch das war. Da kam der zweite. Der Knabe band auch ihn und ließ ihn hinunter. Er war kaum bis zur Hälfte des Brunnens gekommen, da begann er zu schreien vor lauter Angst. Er zog ihn heraus.
Dann kam die Reihe an den Jüngsten. Er sagte: „Hört zu! Wie viel ich auch weinen und schreien werde, zieht mich nicht hoch. Lasst mich hinunter, bis ihr fühlt, dass der Strick leicht geworden ist.” Sie baten, er möge sie doch nicht verlassen, aber er wollte nicht auf sie hören. Da banden sie an und ließen ihn hinunter.