Advent - Deine Zeit ist jetzt.

19.12.2025

Bild zum Geistlichen Word

Pixabay

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Ausgeruht und gestärkt durch das Frühstück nehme ich meinen Rucksack wieder auf die Schultern. 
Was mir beim Gehen immer wieder bewusst wurde, dass in all der Einsamkeit viele Erinnerungen aus meinem Leben auftauchen. Nicht alles gefällt mir, manches macht mich traurig, manches lässt mich schmunzeln, das eine oder andere liegt wie ein großer Ballast auf meinen Schultern und auch auf meiner Seele.
Ich erinnere mich an eine schöne Geschichte, die mir eine Freundin erzählt hat, als es mir nicht gut ging: 

Ein Mann schleppte sich müden Schrittes die Landstraße entlang. Keuchend nach Atem ringend, bleibt er stehen, dann bricht er zusammen unter der Last seines schweren Rucksackes.
Aus dem Morgennebel tritt eine Frau auf ihn zu: „Was hast du? Warum stehst du nicht auf?”
„Ich kann nicht“, stöhnte der Mann. „Die Last meines Rucksackes erdrückt mich.“
„Dann lass ihn liegen und geh weiter.“
„Das kann ich nicht“, jammert der Mann. „In ihm steckt mein Leben, meine Zeit.“
Die Frau schüttelte den Kopf: „Sieh nur, was Du Dir antust, wie du daliegst, nennst du das Leben?“
„Öffne deinen Rucksack, und sieh dir Deine Zeit an, deren Sklave du geworden bist.“
Der Mann tut, was ihm die Frau befiehlt. Der Rucksack ist voller Pakete, viele schon total zerfleddert, dennoch fest verschnürt.
Mit einer großen Schere schneidet die Frau die Schnüre auf:
„Schau, schau nur hin, was Du mit dir herumschleppst! Lohnt sich diese Last?“
Da liegt es vor dem Mann: vergangenes, gewesenes, vergilbtes Leben.
Der frische Morgenwind treibt den zerbröckelten Inhalt des Rucksacks vor sich her, weiter, weiter, immer weiter,
bis er sich in der Ferne in Staub auflöst.
Der Mann erhebt sich, dehnt seine Schultern und merkt, wie sie breit und stark werden.
Und er setzt seinen Weg fort.

„Ja“ ruft die Frau, „geh nur - geh weiter! Es gibt noch viel für dich zu tun. Denn jetzt ist deine Zeit.“




 

Lotti Huber, aus Lebensgeschichten. Werkbrief für die Landjugend.

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