Advent - Begegnungen auf dem Weg - Wegbegleitung
15.12.2025
privat; Weiterverwendung nicht gestattet
Was für ein Glück, als ich mich mit dem Wenigen wieder aufmache, gesellt sich ein junger Mann zu mir. Auch er ist auf dem Weg. Er möchte runter bis zum Toten Meer. Er fragt mich, ob es mir etwas ausmachen würde, wenn er mir Gesellschaft leisten würde. Ganz im Gegenteil, erwidere ich ihm, es freut mich, einen Wegbegleiter zu haben, und ich finde endlich Gelegenheit von meinen reichhaltigen Erlebnissen und Eindrücken zu berichten. Im Gespräch erfahre ich von seiner Wanderschaft. Ich spüre, wir verstehen uns. Eine seiner Geschichten ist mir noch in Erinnerung geblieben. Der junge Mann erzählte mir von zwei Leuten, die unterwegs waren nach Bethlehem. Die Frau war schwanger, und ich wunderte mich, dass sie sich in ihrem Zustand noch auf so einen beschwerlichen Weg machten. Die Gedanken und Gespräche, die er erzählte, haben mich sehr nachdenklich gemacht:
Josefs Gedanken:
Jetzt sind wir hier unterwegs nach Nazareth zur Volkszählung. Was für ein Weg! Und das nach allem, was passiert ist… Mir sitzt der Schock noch richtig in den Knochen. Maria eröffnete mir vor ein paar Monaten, dass sie schwanger sei. Das hat mich sehr getroffen. Es war doch klar, dass das Kind nicht von mir sein konnte… Erst wollte ich gehen. Ganz leise, still und heimlich. Das ist zwar eigentlich nicht meine Art, aber ich dachte wirklich, Maria hätte mich betrogen. Und ich hatte einfach keine Kraft für eine Konfrontation. Ich wollte sie auch nicht bloßstellen. Doch dann war da dieser Traum…
Marias Gedanken:
Dieser Weg nach Nazareth ist für mich schon sehr beschwerlich, aber ich bin froh und glücklich, dass Josef bei mir ist. Es waren keine einfachen Monate, die hinter uns liegen. Ein Engel ist mir erschienen und teilte mir mit, dass ich auserwählt bin und durch den Hl. Geist ein Kind empfangen werde, dass den Namen Jesus tragen soll. Ich bin sehr erschrocken. Doch der Engel beruhigte mich und sagte, ich solle auf Gott vertrauen. Meine Gedanken gingen zu Josef; was wird er sagen; wird er mir glauben, dass ich ein Kind bekommen werde und er nicht der Vater ist, sondern dass ich durch den Hl. Geist das Kind empfange? Kann er das glauben? Wahrscheinlich meint er, dass ich ihn betrogen habe. Wird er bei mir bleiben oder mich verlassen? Nicht daran zu denken, in unserer heutigen Zeit als alleinerziehende Mutter! Für mich eine sehr schwierige Situation.
Josef in Gedanken:
Ich habe geträumt, dass ein Engel zu mir kam. Mein Gott, er war so schön und hell und er sprach so klar zu mir, dass ich dachte, er sei real. Er sagte mir, ich solle keine Angst haben und Maria zur Frau nehmen. Außerdem sagte er mir, dass das Kind vom Heiligen Geist sei. Ein Junge würde es werden. Wir sollten ihn Jesus nennen. Und er würde unser Volk von seinen Sünden befreien.
Ich kann es immer noch nicht so recht fassen. Aber ich habe beschlossen, dass es besser ist, wenn ich bei Maria bleibe. Auch wenn es nicht „mein“ Kind ist, und ich immer noch verletzt und verwirrt bin. Maria braucht mich jetzt, und ich spüre, dass sie mich liebt. Ich kann sie nicht alleine lassen. Irgendwie werden wir es schon schaffen.
Maria in Gedanken:
Josef hat sich für mich und das Kind entschieden, das machte mich sehr glücklich. Er liebt mich und hat ein starkes Gottvertrauen und er glaubte dem Engel, der ihm im Traum erschien.
Josef zu Maria:
„Maria, wie geht es dir? Bist du sehr müde? Wir sind schon so lange unterwegs, aber bald sind wir da. Dann kannst du dich ausruhen. Keine Sorge, sobald wir die Volkszählung hinter uns haben, gehen wir wieder heim. Dort wirst du dann das Kind zur Welt bringen und ich möchte dir ein guter Mann und dem Kind ein guter Vater sein.“
Maria zu Josef:
„Lieber Josef, ich glaube, meine Zeit ist gekommen, das Kind wird bald geboren. Suchen wir uns eine Herberge, damit das Kind ein Dach über dem Kopf hat.“
Wenn ich so nachdenke, kommt mir in den Sinn, dass es sein könnte, diese beiden auch in Bethlehem zu treffen.
ebendort