Advent - Auf dem Weg - Begegnungen in Nazareth

08.12.2025

Bild zum Geistlichen Word

Martin Solveig

ebendort

Mein Weg führt mich auch nach Nazareth, nicht wirklich eine schöne Stadt. Wenn man von einer Stadt überhaupt sprechen kann. Damals sicher ein kleines verschlafenes Dorf. Heute eine lärmende Stadt mit nicht vielen schönen Ecken. 

Im Gespräch mit den Nachbarn erfahre ich mehr über Maria und Joseph und die ganze Geschichte. Ich spüre sehr schnell, dass vieles einfach nur eine Außenansicht sein kann und viel von dem nur Getratsche und Gerede ist. 

Wir aus Nazareth - eine fiktive Geschichte

Soviel wurde ja später erzählt und geschrieben über Josef und Maria und das Kind natürlich, über Engel, Könige und Hirten - nur wir ganz normalen Einwohner von Nazareth, wir sind ja uninteressant für die großen Schreiber und Dichter.

Man denkt vielleicht, wir hätten nicht viel mitgekriegt von alledem. Naja, Trubel gab es genug damals.
Wir hatten da schon etwas mitbekommen, der Maria war es ja schon anzusehen - und dann weiß man ja, was los ist.
Vor der Hochzeit hätte es das noch nicht gebraucht. Gekannt hat sie den Josef ja damals schon, aber wir waren sicher, mehr ist da nicht bei den beiden.

Und dann verschwindet Maria einfach für drei Monate zu ihrer Cousine Elisabeth. Und dann wussten wir endgültig, da stimmt was nicht. Der Josef hat nichts raus gelassen, hat fleißig in seiner Werkstatt gearbeitet wie immer, als wäre nichts gewesen.Ja und dann kam Maria wieder von ihrer Cousine Elisabeth - und nicht mal geschämt hat sie sich mit ihrem Bauch.

Durch die Volkszählung ging dann ja alles durcheinander. Da sind alle nach Bethlehem.Dort war alles überfüllt, bloß weil der Kaiser noch mehr Steuern aus uns raus holen wollte mit der Zählung. 

Ich hab`s der Maria schon gegönnt, als sie los musste - so was muss man sich ja schließlich vorher überlegen. Denn anstrengend ist so eine Wanderung immer und dann auch noch hochschwanger. Sie haben dort anscheinend keinen Platz mehr gekriegt im Wirtshaus. Aber als ich von der Geburt hörte, dachte ich nur: Da hättest du kein Kind kriegen mögen in dem Mist und Gestank.

Ich hab das alles zuerst von den Nachbarn gehört., so ein Gemunkel, was da los gewesen sein soll in der Nacht.Sonst interessiere ich mich ja nicht groß dafür, was andere Leute machen. Soll sich doch jeder um seine eigenen Sachen kümmern. Aber man muss ja auf dem Laufenden bleiben.

Hirten kamen da noch in der Nacht und sie sollen sich fast überschlagen haben in ihrer Fürsorge für Mutter und Kind. Die Hirten haben es dann auch überall herum erzählt, dass der neue König dort geboren worden sei, der Israel erlösen wird.Aber man weiß ja, dass Hirten alle ein bisschen spinnen. Kommt wohl von der Einsamkeit.

Ein paar Wochen drauf ist uns dann auch das Lachen vergangen, kamen doch plötzlich die Soldaten des Herodes und suchten überall nach kleinen Kindern unter zwei Jahren, und wo sie einen Jungen fanden in dem Alter, da haben sie ihn mit dem Schwert erschlagen wie ein Tier. Das Gerücht, das die Hirten verbreitet hatten, muss wohl bis Herodes gedrungen sein.Aber da waren die drei schon längst über alle Berge.Es hieß, sie seien nach Ägypten - wie wenn sie was geahnt hätten, dass die kleinen Jungen umgebracht wurden. In unserem Dorf waren es drei, die von den Soldaten des Herodes mitgenommen wurden. Gehört hat man von ihnen nie mehr etwas.

Aber leicht hatte es die Maria dann auch nicht mit ihrem Jesus. Schon als Kleiner rennt er weg zum Tempel, später arbeitet er nicht und zieht mit seinen Freunden durch die Gegend. Frauen waren da auch dabei. Wir wollen das gar nicht so genau wissen, was die da alles getrieben haben.

Und wie er immer seine Mutter angeredet hat, gerade wenn sie mit etwas nicht einverstanden war. Auf Familie jedenfalls hat er keinen großen Wert gelegt. Und diese Schande, als er gekreuzigt worden ist.  Warum, weiß ich eigentlich gar nicht genau, aber wenn einer schon gekreuzigt wird, dann war es was Abgrundböses. Fragen wollte man dann ja auch nicht. Da kann einen schon das Mitleid überkommen. Nein, beneiden konnte man Maria mit dem Sohn nicht.

Naja, mir dröhnt der Kopf von all dem Gerede. Mich würde ja interessieren, wie Josef und Maria das Ganze berichten würden.

 

 

KLJB - Maria - Zukunft im Bauch

ebendort